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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.02.2005


Frauen in Führungspositionen
Sarah Ross

Massiver Nachholbedarf herrscht bei großen Unternehmen und Arbeitgeberverbänden, denn in Europa sind Frauen immer noch zu einem erheblich geringeren Maße in leitenden Positionen tätig als Männer.




In seinem Wochenbericht 3/2005 legt der DIW die jüngsten Prozentzahlen zum Frauenanteil in wichtigen Entscheidungspositionen der Privatwirtschaft, in Ministerämtern, Arbeitgeberverbänden und im Wissenschaftsbereich dar. Diesen detaillierten Einblick in Deutschlands Stand und Entwicklung der soziodemographischen Struktur von Frauen und Männern in Fach- und Führungspositionen ("höheren Positionen") ermöglichte das Sozioökonomische Panel (SOEP), das vom DIW Berlin in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung erhoben wurde.

Untersucht wurden die 50 größten börsenorientierten Unternehmen in 25 ausgewählten Ländern Europas. Hier haben Frauen im europäischen Durchschnitt nur 10% der Sitze in den höchsten Entscheidungsgremien inne, wobei das Ausmaß dieser Ungleichheit im europäischen Vergleich variiert: Mit einem Frauenanteil von jeweils 22% in den höchsten Entscheidungsgremien sind Slowenien und Lettland Spitzenreiter, dicht gefolgt von Rumänien mit 21%. Die skandinavischen Länder und das Vereinigte Königreich liegen mit 16%-18% ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Deutschland liegt mit 10% im Mittelfeld. Schlusslicht ist Italien mit 2%.

Trotz der Starken Impulse zur Verringerung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, die von der EU-Kommission ausgehen, zeigt eine stärkere Differenzierung für Unternehmen und Interessensverbände ein noch ungünstigeres Bild: Frauen stellen in den Vorständen der 87 größten Kapitalgesellschaften der Old Economy im Durchschnitt nur 1% und in Aufsichtsräten nur 8% der Sitze. Die Vereinbarungen, die der Ministerrat auf die Initiative der EU-Kommission getroffen hat, und die die Mitgliedstaaten zu nationalen Maßnahmen der Gleichstellung verpflichten, zeichnen sich lediglich in folgenden Bereichen ab: So beträgt der Anteil von Frauen unter allen MinisterInnen in den nationalen Regierungen Europas 24%. In Deutschland sind Frauen sogar mit 46% in den Ministerämtern im europäischen Vergleich gut vertreten. Auch in den Interessensvertretungen von ArbeitnehmerInnen und den Berufsverbänden sieht die Situation besser aus. Trotz des Amsterdamer Vertrags, in dem sich auch Deutschland zur Umsetzung der Richtlinien des EU-Rates zur Gleichbehandlung im Beruf verpflichtet hat, ist man von einer Gleichstellung noch weit entfernt ist.

Obwohl der Anteil der Frauen an der Gesamtbeschäftigung bei 45% liegt, erreicht ihr Anteil in einer umfassenden Abgrenzung der Fach- und Führungspositionen insgesamt, in allen Beschäftigungsbereichen von Angestellten und Beamten, nicht einmal ein Drittel. Das zeigt, dass die Verpflichtung der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft, die mit der Bundesregierung 2001 vereinbart wurde, bislang bei Führungspositionen kaum Wirkung gezeigt hat. Erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Situation sind hier immer noch notwendig.

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Beitrag vom 16.02.2005

Sarah Ross